Prof. Dr. Frank Thissen
»Im 21. Jahrhundert brauchen wir vor allem Kompetenzen wie Problemlösen, Kreativität, Kommunikationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Informationskompetenz, Selbstlernkompetenz – also die sogenannten 21st Century Skills.
Diese lassen sich durch einen Unterricht fördern, der mobile Geräte als »Thinking Tool« einsetzt, Schülern die Verantwortung für ihr Tun und Lernen überträgt und ihnen Freiräume bietet für kreative Prozesse.Projektorientiertes Lernen, Challenge Based Learning, MakerSpaces und andere offene Formen des Lernens fördern genau die Kompetenzen. Und unter dem Aspekt der Selbstwirksamkeit steigt die Motivation nachgewiesenermaßen.«
Foto: Helena Ebel
Seit Mitte der 1980er Jahre beschäftige ich mich mit den Möglichkeiten des computerunterstützten Lernens. Mein erster Kurs war ein Ferienkurs in Deutsch als Fremdsprache an der VHS Düsseldorf. Die Teilnehmer arbeiteten damals mit 286er PCs unter dem Betriebssystem MS-DOS 3.2.
Während des Studiums und der Promotion war ich zunächst studentischer und später wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Von 1992 bis 1995 arbeitete ich bei der Siemens AG, wo ich technische Redakteure schulte und ein erstes Lernprogramm zu einer Programmiersprache für Automatisierungsgeräte (SPS) entwickelte. Es war ein tutorielles System, das die Software simulierte und dem Lerner individuelle Rückmeldungen gab. Wir haben mit dem Werkzeug Toolbook das Interface der Software nachgebaut und als die Software zur Hannover Messe 1993 noch nicht vollständig war, wurde das Lernprogramm stattdessen gezeigt. Das pädagogische Konzept war das Cognitive Apprenticeship und als Tutor wurde eine Comic-Figur eingesetzt, was für die Firma Siemens so vollkommen neuartig war, dass der Vorstand das absegnen musste.
Bei der SAP AG habe ich mich von 1995 bis 1997 mit dem Wissensmanagement und Lernprogrammen zu R3-Modulen beschäftigt. Das Internet war ganz neu damals, wenigstens in den meisten Firmen, und eine objektorientiere Organisation von Expertenwissen nur wenigen Informationswissenschaftlern (wie dem Kollegen Rainer Kuhlen) ein Begriff.
Seit 1997 an der Hochschule der Medien in Stuttgart die Fächer E-Learning, Interkulturelle Kommunikation und Kreativitätstechniken. 2001 wurde der von mir konzipierte Studiengang Informationsdesign als damals völlig neuer interdisziplinärer Studiengang gegründet.
Schwerpunkte meiner Forschungsaktivitäten sind neue Methoden des E-Learnings, die Rolle von Emotionen in Lernprozessen und die Bedeutung von kulturellen Einflüssen auf Lernprozesse und das Informationsdesign. Als promovierter Literaturwissenschaftler habe ich eine Methode des geschichtenbasierten Lernens entwickelt.
Zur Zeit beschäftige ich mich intensiv in verschiedenen Forschungsprojekten mit dem mobilen Lernen, das weit über den Einsatz von iPads und Android-Tablets hinausgeht.